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Im Rahmen einer so genannten „Konzertlesung“ erhielten die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Bergheim jetzt die Möglichkeit, sich mit Unterrichtsinhalten auf ganz persönliche Weise zu beschäftigen.

Das Licht in der Turnhalle des Berufskollegs Bergheim in den Kentener Wiesen ist gedämpft, und so auch die Stimme von David Sado der Band Batomae. Er steht vor seinem Mikrofon und haucht zu eingängiger Musik nachdenkliche Worte in den Zuschauerraum. Mit auf der Bühne sind noch sein Bruder, an diesem Vormittag für Keyboards und Gitarre zuständig, und die Autorin Jana Crämer. Das Trio hat für die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs ein besonderes Event vorbereitet: Musikalische Einlagen und auszugsweise Lesungen aus dem Buch „Jana, 39, ungeküsst“ verweben sie geschickt zu einem ganz eigenen Format: Der so genannten Konzertlesung. Die Integration der verschiedenen Darstellungsweisen stellen sie dabei in den Dienst der Auseinandersetzung mit Themen, die für die jugendliche Zielgruppe von besonderer Bedeutung sind: Missbrauch sozialer Medien, Bodyshaming, Mobbing, sexualisierte Gewalt – die Liste der am vergangenen Mittwoch auf die Bühne gebrachten Inhalte liest sich wie die Zusammenfassung aktueller jugendbezogener Risikoerzählungen.

Angesichts dessen vermied es die Konzertlesung gekonnt, das junge Publikum zu überwältigen und es damit als mitdenkend und mitfühlend zu verlieren. Durch die eingängige musikalische Untermalung, die sich an bekannte Stücke anlehnte und das Publikum dadurch ästhetisch abholte, stellte sich eine in Teilen sogar lockere Atmosphäre ein. Die von Crämer präsentierten Auszüge hingegen waren geprägt von starken Gefühlen, auch negativer Art. Dabei stets schonungslos offen bis hin zu schwer erträglicher Ausführlichkeit, wenn etwa von einer versuchten Vergewaltigung aus der Perspektive des Opfers berichtet wurde. Zugleich ermöglichte diese Darstellungsweise eine Überwindung der tabuisierten oder mit Scham verdeckten Themen. Die Konzertlesung zielte so erfolgreich auf Herz und Hirn der Anwesenden und zog sie in ihren Bann.

Im Nachgang der Aufführung standen die Künstler*innen dann noch für informelle Gespräche und gemeinsame Fotos zur Verfügung, eine Möglichkeit, von der zahlreiche Schülerinnen und Schüler Gebrauch machten. „Ziemlich cool“, zogen sie entsprechend Bilanz.

Dabei stand die Konzertlesung nicht für sich, sondern war auf vielfältige Weise durch die Lehrkräfte des Berufskollegs Bergheim in den Unterricht eingebunden worden. Die Idee: Die biografisch gefärbten Ausführungen der Autorin illustrieren auf unmittelbare Art dessen Inhalte. So konnten etwa Schutz- und Risikofaktoren für die Entwicklung bestimmter psychischer Störungsbilder von den Schülerinnen und Schülern wiedererkannt werden, was eine fachliche Distanzierung in besonders emotionalen Abschnitten ermöglichte. Auch die Besprechung des Erlebten durch die Lehrkräfte im Nachgang diente der Einordnung und emotionalen Entlastung und unterstützte die individuellen Verarbeitungsprozesse der Schülerinnen und Schüler.

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